04.11.15

Düsseldorf Pt. 1 - Impressionen



Nach einer langen Reihe sehr ausführlicher Posts mit genauen Schilderungen zu den Bildern, möchte ich ein wenig zu meinen Anfängen zurückkehren und zeige in den nächsten Posts Eindrücke aus Düsseldorf, die für sich stehen sollen oder nur kurze Erläuterungen erhalten werden.
Alle Bilder der Düsseldorf-Reihe wurden mit einer Canon A-1 und 28, 50 oder 135mm Brennweite geschossen. Bis demnächst, gut Licht!

15.10.15

Frankfurt, meine Perle Pt. V - Wieso es mich zum Glück frühmorgens an den Main zog



Nach dem Abitur und vor meiner aktuellen Tätigkeit, hatte ich eine sehr unregelmäßige Tagesstruktur und so kam es, dass ich mich eines nachts an einem Sommertag um vier Uhr morgens, nach eigentlicher Heimkehr, erneut aufmachte, um den Sonnenaufgang in Frankfurt zu erwischen. Die erste Bahn kam sehr passend, ich machte mich also auf den Weg, aber unglückseligerweise hatte ich meine Wachheit wohl überschätzt, jedenfalls verpasste ich die erste Bahn und so verpasste ich auch die ersten Minuten vor dem Sonnenaufgang. Im Endeffekt war das Licht trotzdem jede Mühe wert gewesen.


Wegen meines Unfalls auf Mallorca ist meine digitale SLR leider noch immer kaputt, weshalb ich mit den beiden analogen Kameras Nikon F80 (Farbfilm) und Nikon F-501 (S/W-Film) unterwegs war.


Schwarz-Weiß habe ich aber an diesem Morgen deutlich weniger fotografiert, dieses Bild, das auf dem Weg zum Ufer entstand, ist das einzige, das mir zeigenswert erscheint.


An der ersten Location angekommen, baute ich das Stativ auf, passte die Einstellungen an und schraubte den Graufilter auf, um eine Langzeitbelichtung der Skyline zu fotografieren. Wer sich nochmal über diese Art der Belichtung informieren möchte, kann sich hier meinen Post zu Langzeitbelichtungen mit Graufiltern ansehen.


Das sehr eindrucksvolle Ergebnis seht ihr hier. Ich habe auch eine normalbelichtete Testversion aufgenommen und bin mit der langbelichteten Version sehr zufrieden, da die Farben im Vergleich zum normalen Bild nur leicht verschoben sind. Wer lange auf Film belichtet, muss mit Abweichungen in der Filmempfindlichkeit rechnen, was unter anderem am Schwarzschildeffekt liegt. Um dem entgegenzuwirken, ist eine Korrektur der Verschlusszeit erforderlich, eine Veränderung der Farben lässt sich jedoch nicht immer ausschließen. Wer weitere Informationen zum Schwarzschildeffekt haben möchte, kann hier auf dem Blog von Ivan nachschauen, der einen ausführlichen Text inklusive zweier Testreihen veröffentlicht hat, wo meiner Meinung nach die Farbveränderungen gut zu sehen sind.


Auch dieses Bild ist langzeitbelichtet, wenn auch der Effekt des verwaschenen Wassers nur schwach ersichtlich ist. Im Mittelpunkt stand, die Spiegelung der Silhoutte im Wasser abzumildern, um den Bilck des Betrachters mehr auf den Horizont und das Licht zu lenken.


Alles in allem war der spontane Ausflug trotz der damit verbundenen körperlichen Strapazen in jeder Hinsicht erfolgreich und wird eventuell zu einer anderen Jahreszeit, an einem anderen Ort in Frankfurt wiederholt - mal sehen, was die Zukunft bringt!

Demnächst kommen die Bilder aus Düsseldorf, die ich schon im letzten Post in Aussicht gestellt habe. Dabei kam erstmals meine neue, analoge Kamera der "Konkurrenz" zum Einsatz ;) Wer unbedingt wissen will, um welches Modell es sich handelt, kann auf meiner aktualisierten Ausrüstungsseite nachschauen und versuchen, es zu erraten.
Wer mehr Geduld hat, kann sich bald über den Post freuen, bis dahin, - wie gewohnt - gut Licht!

Holland - Wenn ich fremdgeh', dann mit Dir


Wollte man vom Campingplatz zum Meer, musste man erst die Dünen überqueren, die hier eingefangen worden sind. Ebenfalls sichtbar ist der Weg, der je nach Lust und Laune dann doch ganz schön beschwerlich wurde.


Eines Morgens wachte ich verdammt früh auf, ohne dass die Sonne die Zelte unaushaltbar heiß gemacht hätte oder ich ausgeschlafen gewesen wäre. Da aber der Sonnenaufgang kurz bevor stand, beschloss ich, die Dünen aufzusuchen. Oben angekommen bot sich dieser Blick auf unseren Campingplatz, man erkennt sogar eines unserer Autos und den Pavillon, der im ersten Holland-Post zur Sprache kam. Der Weg unten im Bild ist übrigens derselbe wie auf dem ersten Bild ;)


Kurz nachdem ich das Übersichtsfoto geschossen habe, ging die Sonne auf. Ich hatte die grobe Bildidee im Kopf und erklomm die Dünen weiter, damit der Vordergrund noch besser passte.



Im Gegensatz dazu stand der Abend, der die unterschiedlichsten Lichtstimmungen bot. Oft gingen wir, die Campingstühle geschultert, auf die Dünen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich bin kein großer Freund vom klassisch-kitschigen Sonnenuntergang, nur aus fotografischer Sicht als sehr große, weiche Lichtquelle dient er mir, aber Holland war die Kirsche auf dem Sahnehäufchen gegen viele andere Sonnenuntergänge, die ich davor gesehen habe.

Größtenteils waren das die besten Bilder aus Holland. Viel mehr (außer private Bilder) habe ich auch nicht geschossen, da ich lediglich die analogen Kameras Nikon F80 & F-501, sowie ein 1,8/50mm Objektiv dabei hatte. In der F80 ein Farbfilm, in der F-501 ein Schwarzweiß-Film. Handybilder waren so auch nicht möglich, in Anbetracht der Tatsache, dass wir 3x unsere Handys auf den Toiletten auf 70% Akku laden konnten. Da soll nochmal einer sagen, dass unsere Technik zu alles in der Lage sei ;)

Soll ich etwas über einzelene Kameramodelle schreiben? Sollen wieder mehr Technikposts kommen? Lasst es mich über den Kanal eurer Wahl wissen.

Demnächst hört ihr wieder von mir, denn es warten noch Bilder von einem morgendlichen Fotowalk in Frankfurt und Bilder aus Düsseldorf. Bis dahin, wie immer, gut Licht!

08.10.15

Holland - Ankunft & Haarlem


2015 war definitiv das Reisejahr für mich, nachdem ich die Jahre zuvor eher unregelmäßig etwas von der Welt gesehen habe.
Mein engerer Bekanntenkreis dürfte es bereits wissen, meine Twitter-Follower ebenso: Ich war von Ende Juli bis Anfang August mit Freunden in Holland campen.
Nach der Anreise galt es bei stürmischem Wind einen Pavillon zu errichten, damit wir die folgenden Tage windgeschützt verbringen konnten, und unsere Zelte aufzubauen. Der Wind trieb einem dem Sand in die Augen und auch eine Sonnenbrille leistete keine Abhilfe, aber nach etwaigen Streifen Gaffertape für den Pavillon und tief vergrabenen Heringen für die Zelte, war der erste Akt zu Ende.
Unmittelbar danach stattete ich dem Meer einen Besuch ab, da wir in auf einem Campingplatz direkt in den Dünen wohnten und es nur ein kurzer Fußweg bis dahin war. Dort wehte der Wind zwar immer noch so stark, dass der Sand mitgeweht wurde, allerdings ließ ich es mir nicht nehmen, ein erstes Foto zu machen, das ihr oben seht.
Diese Bilder sind übrigens die ersten auf dem Blog, die mit meiner damals noch neu gekauften analogen Nikon F-501 gemacht wurden. Es war so hell im Gegenlicht, dass ich bei der kürzesten Verschlusszeit von 1/1000" und einem ISO 100er-Film auf Blende f/22 gehen musste ;)
In den folgenden Tagen besuchten wir Haarlem, die nächstgelegene, größere Stadt im Umkreis, wo die beiden anderen Bilder entstanden. Im nächsten Post zeige ich mehr Bilder von den Dünen und der Umgebung des Campingplatzes. Bis dahin wünsche ich een goede verlichting!

05.09.15

Meine Mallorca-Reise (Teil 3): Unfall & Morgendlicher Fotowalk


Ich hatte auf Mallorca einen Unfall. Wir mieteten Quads, um einen entlegeneren, eventuell (ich habe ihn ja nie erreicht) schöneren Strand zu besuchen. Jedenfalls wurde eine Kurve vom Fahrer meines Quads zu eng genommen, während er versucht hatte, die etwas vorausgefahrenen Mitglieder der Gruppe zu erreichen.


Wir überschlugen uns, ich stieß mit dem Kopf gegen eine Steinmauer und erinnere mich seitdem nicht mehr an die Ereignisse sehr kurz davor und danach, da ich mir durch den Stoß eine Gehirnerschütterung zuzuog, wovon ich aber größtenteils erst zuhause geplagt wurde, da unser Rückflug ein paar Tage später ging. Man brachte mich ins Krankenhaus. Wer auf dem obersten Bild, das ich auf dem Weg in die Lobby im Fahrstuhl aufgenommen habe, genau hingesieht, kann das Krankhausbändchen erkennen.


Am Morgen danach wachte ich gegen vier Uhr mit Schmerzen auf, schluckte eine Schmerztablette und beschloss bei Sonnenaufgang, den Strand zu besuchen, um zu fotografieren. Ausnahmslos alle Bilder dieses Fotowalks findet ihr in diesem Post und ausnahmslos alle sind analog, da meine digitale SLR sowie das 18-105er beim Unfall leider kaputt gingen.


Dieses Bild, das obere und das darunter entstanden auf einem abgelegenen, sehr kleinen Abschnitt vom Strand, der dementsprechend verwahrlost aussah. Sogar noch etwas trauriger als der Hauptstrand, allerdings fanden sich dadurch auch einige interessante Überbleibsel von nächtlichen Begebenheiten, wie verbrannte Kohlen oder Kerzen.


Der genaue Beobachter findet auch hier wieder Spuren vom Unfall auf dem Bild versteckt. Oben links auf der Hose sind zwei Blutflecken, die dadurch kamen, dass ich nach der Amnesie versuchte, mich aufzurichten und dabei die Hose mit dem Ellenbogen berührte. Morgens musste ich leise sein und habe deshalb die Kleidung des letzten Tages noch einmal angezogen, abgesehen vom Pullover natürlich, da es trotz Fahrtwind verdammt heiß war.



Diese Bilder sind direkt am Platja entstanden.


Ich hatte es bis zu diesem Bild den gesamten Urlaub nicht einmal geschafft, eine Palme zu fotografieren, da das Motiv mir meist zu simpel erschien, allerdings konnte man hier eine interessante Komposition umsetzen, indem ich die Palme mittig platzierte und die restlichen Palmen das Hauptmotiv einrahmten.


Das letzte Bild ist mein Lieblingsbild, da ich es unbedingt machen wollte, mir das Licht aber bis zu diesem Zeitpunkt nie wirklich passte. In der Frühe hat's dann geklappt und ich war zurück in Deutschland sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Ich hoffe, das war genug von den Erlebnissen auf Mallorca, da die Reihe nun zu Ende ist. Bald kommen wieder neue Bilder, die jüngst entwickelt und abgezogen, sowie gescannt worden sind.
Bis dahin, gut Licht!

26.08.15

Meine Mallorca-Reise (Teil 2): Palma


Ohnehin auf der richtigen Seite wohnend, war es mit dem Bus nicht sonderlich weit nach Palma, wo wir insgesamt zwei Mal waren. Das zweite Mal war verhängisvoller, aber dazu mehr im nächsten und letzten Teil der Reihe.


Wir liefen etwas durch die Gegend und vor allem ohne richtigen Plan, doch fanden wir auch abseits der Touristen- und Verkaufsstraßen schön begrünte Anlagen am Meer. Fast direkt an der Küste entstand dieses Bild, was ich so schnell natürlich nur digital fotografieren konnte. Außerdem hatte ich ja nur einen Farbfilm dabei...


Ein kleines Detail aus einem Delikatessenladen.


Hier wieder an derselben Stelle wie beim zweiten Bild, allerdings analog ;-) Dies war übrigens das erste Bild, wo die Analogversion unübersehbar besser war als die digitale Version. Auch eine Bearbeitung konnte nichts retten, weswegen ich freudig eindeutig dieses Bild veröffentlichen konnte.

Ja, es hat sich etwas gezogen bis zum zweiten Teil der Mallorca-Geschichte, aber ich war zwischenzeitlich in Holland und Düsseldorf, wo ich drei Filme verschossen habe, womit ihr euch abgesehen vom dritten Teil auch auf viele weitere Bilder freuen könnt!
Zudem hat sich viel bei meiner Analogausrüstung getan, was auch ein paar Worte wert sein wird.
Bis dahin, stets das beste Licht des Spätsommers!

22.07.15

Meine Mallorca-Reise (Teil 1)


Es ist hier in den letzten Monaten sehr ruhig geworden, nur kurz nach dem schriftlichem Abitur habe ich mich mit dem Jahresrückblick 2014 gemeldet. Danach verging die Zeit, bis zu den mündlichen Prüfungen und unmittelbar danach haben meine Freunde und ich die obligatorische Abireise an einen der schönsten europäischen Partyorte unternommen: Mallorca.
Der geneigte Hesse könnte mich an dieser Stelle erinnern, dass all das bereits mehr als einen Monat zurückliegen muss, aber ich konnte die Bilder nicht sofort veröffentlichen, denn zuerst galt es Formalia wie die akademische Feier und den Abiball zu überstehen. Ich sage bewusst "überstehen", aber dazu komme ich noch später in dieser Geschichte.


Die erste Frage vor der Reise war, was ich an Ausrüstung mitnehmen wollen würde. Klar natürlich die digitale Kamera (D5100) mit Kitobjektiv (18-105) und Polfilter, damit der Himmel blauer wird, als es eigentlich ohne Bearbeitung geht ;-) Zusätzlich die Standardfestbrennweite: das 50mm-Objektiv. Das war's schon digital. Kein Tele, was sich bei der Sonne eigentlich gut angeboten hätte.
Analog nahm ich meine Minolta SRT MC-ii mit, da in der Nikon F80 noch ein Film eingelegt war, den ich noch nach der Reise benötigte. Auch hier war die Objektivauswahl nicht sehr gewagt: Als Weitwinkel diente mir ein 3,5/24mm und als Standardbrennweite ein 1,7/50mm.

Zweck dieser spartanischen Auswahl war eine möglichst leichte Fototasche, die dann doch nicht so leicht war, weil immer alles auf einmal mit musste.


Die ersten Tage verbrachten wir ruhiger, wo auch diese Strandbilder entstanden. Das zweite Foto wurde analog mit Polfilter geschossen. Das dritte ist ein Panorama vom Platja de Palma und glaubt mir, es war sehr anstrengend, barfuß auf diesen Felsen herumzuklettern.


Die spanische Sonne war nicht nur tagsüber, sondern auch abends wunderschön und sorgte noch nachts, wenn sie längst verschwunden war, für warme Gedanken, weil sie das Klima recht erträglich machte und selbst die windige Nacht nicht zu kalt war für partywütige Teenager wie uns.


Wer mir auf Twitter folgt, las vielleicht irgendwann den nächtlichen Tweet, bei dem ich schrieb, dass ich Sternenbilder vom Balkon aus gemacht habe und hier sehr ihr auch das Ergebnis, sogar mit Milchstraße. Die analogen Versuche sind leider nichts geworden, aber in puncto Astrofotografie ist eine Bilddatei, die man noch nachträglich manipulieren kann ohnehin von Vorteil.


An einem der ruhigeren Abende für mich (die anderen ließen sich das Nachtleben nicht nehmen) machte ich diese Langzeitbelichtung vom Strand.

Am Titel erkennt man schon, dass es noch weiter gehen wird mit den Erzählungen zu Mallorca. Dies ist auch der Grund, weswegen der Post nicht wie geplant am Montag erschien, sondern erst heute, denn aus zwei Teilen wurden sogar drei und die nächsten beiden erscheinen demnächst. Bis bald! 

22.03.15

Analog #5 / 2014 - Ein Jahresrückblick


2014 war analog-fotografisch gesehen nicht sonderlich ergiebig. Zwischen Februar 2014 und Januar 2015 habe ich einen Fuji 200er mit 24 Bildern verschossen, abgesehen davon keinen anderen Film. Folglich ist dies mein unvollständiger und nachlässiger Jahresrückblick 2014. Es war bewegend und es ist so viel passiert, dass sogar die geliebte F80 zu häufig vernachlässigt wurde. Umso vehementer ragt dafür jedes Bild hervor, dass auf diesem Film enstand. Danke, 2014; danke, Leute.

26.12.14

How to: Langzeitbelichtungen mit ND-Filtern


Prinzipiell bedeutet eine Langzeitbelichtung nicht wesentlich mehr, als dass eine Kamera, länger als man sie verwacklungsfrei halten kann, auslöst. Mehr nicht.
Wenn die Bewegungsunschärfe beabsichtigt ist, wie zum Beispiel bei den "Mitziehern" aus dem Motorsport, kann man getrost auf das Stativ verzichten.

In allen anderen Fällen braucht man ein Stativ.

Es ist nicht zwanghaft nötig, man kann die Kamera auch auf einer Steinmauer, etc. ablegen, riskiert aber mögliche Verwacklungen, die die Schärfe mindern. Langfristig gesehen kommt man um ein Stativ nicht herum. Ich besitze nur ein sehr einfaches, klappriges Consumer-Manfrotto-Stativ, was aber bisher immer stabil genug war. Also keine Sorge, der Griff in den Geldbeutel muss nicht tief sein.

Kabelfernauslöser? Filter? Wofür?

Die meisten Kameras können nur bis zu 30 Sekunden belichten. Danach taucht "BULB" im Display auf, was bedeutet, dass man solange auslöst, wie der Sucher gedrückt ist.
Eines Tages kommt man an einen Punkt, an dem 30 Sekunden irgendwie zu wenig sind und man mehr Flexibilität möchte und vor allem die volle Kontrolle über die gesamte Belichtung, die ärgerlicherweise bei 30" aufhört. Klar, es ginge durch den Bulb-Modus theoretisch solange wie man drückt, aber will man >30" lang drücken? Kann man dabei 100% stillhalten? Nein.
Manche Kameras bieten die Möglichkeit, bei Beginn der Belichtung, mit Bulb auszulösen, und zum Ende der Belichtung, nochmal den Auslöser zu betätigen, um die Belichtung zu beenden. Das ist zwar besser, wird aber dennoch die Perfektionisten verzweifeln lassen, da auch hier Verwacklungen nicht ausgeschlossen sind.
Abhilfe verschafft ein Kabelfernauslöser. Bequem kann man in sicherem Abstand auslösen und per Arretierung oder digital vorgegebener Zeit den Bulb-Modus nutzen, ohne die ganze Zeit den Auslöser halten zu müssen.

Damit ist man in der Lage, die Kamera ungehindert lang zu belichten.
Allerdings hat man im Folgenden das Problem der zu hellen Umgebung. Gerade tagsüber bzw. bei "helleren" Situationen liegt die Belichtungszeit ohnehin unter einem Bruchteil einer Sekunde. Wer hier länger belichten möchte, benötigt sogenannte ND-Filter.
  • ND-Filter = Neutraldichtefilter, häufig auch "Graufilter
  • homogen grau, Ziel bei der Produktion: möglichst geringe Farbverfälschung bei Aufnahmen
  • dunkelt das Bild gleichmäßig ab
  • lässt nur einen Anteil des Ausgangslichts durch, der Anteil hängt von der Stärke ab

Ich besitze beispielsweise zwei Filter: den Haida ND1000 & Haida ND8 für den 67mm-Filterdurchmesser meines Weitwinkels. Das ND1000 bzw. ND8 gibt die Stärke des Filter an.
Es gibt noch andere Bezeichnungen der Hersteller (ND-Filter Tabelle Wikipedia), die ich außer Acht lassen werde, da sie genau dasselbe bedeuten, nur anders ausgedrückt.
ND1000 bedeutet, dass ich 1000x länger belichten muss, also nur 0,1% des Lichts zum Sensor in derselben Zeit gelangt und ND8 demzufolge, dass ich 8x länger belichte. Häufig spricht man auch von "Blenden" in der Fotografie. Eine Blende ist ein Bauteil des Objektivs, kann aber auch eine "Lichtblende" sein.
Dies sagt nur aus, dass das Licht verdoppelt bzw. halbiert wird.
Einmal abblenden, heißt halb so wenig Licht. Einmal aufblenden ist folglich die doppelte Lichtmenge.
Ein ND1000-Filter schluckt 10 Blenden und der ND8-Filter 3 Stück. D.h., wenn ich 1" Belichtungszeit habe und den ND8-Filter verwende, werden 1"*2*2*2=8" Belichtungszeit daraus.
Ich hoffe, das klingt nicht zu kompliziert, aber diejenigen, die den Artikel benötigen werden, werden sich ohnehin schon etwas auskennen müssen und zudem stehe ich für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Tagsüber lange belichten - na und?

Durch die Filter ist es sogar möglich 1/1000" auf 1" zu verlängern. Praktisch gesagt, kann man auch bei Sonnenschein lange genug belichten. Aber wofür braucht man das?
Wenn die Kamera ruhig steht und die Umgebung sich nicht bewegt, lassen sich durch die lange Verschlusszeit bewegende Elemente im Bild unscharf abbilden. Einsatzgebiete sind hier in der Regel:
  • Architektur: Fußgänger "verschwinden" lassen
  • Landschaft: Wasser oder Wolken verziehen
  • Kreative Möglichkeiten (Sekundenzeiger verschwinden lassen, etc.)


 ISO 100 ; f/8 ; 1. Bild: 1/320" ; 2. Bild: 25"

Ich schätze all dies sehr und benutze es gerne. Ich habe immer von den Filtern geträumt und sie mir diesen November endlich angeschafft. Tagsüber bietet sich der stärkere an, nachts der schwächere, obwohl ich bisher immer (mehr schlecht als recht) nachts ohne Filter klarkam. Wer richtig lange belichten will, braucht dann den Filter. Das ist mir sehr wichtig. ND-Filter sind kein Muss in der Fototasche, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Wer nicht gern lange belichtet, oder keine Geduld hat, dem werden die Filter schnell zur Last. Wer noch nie lange genug belichten konnte, sei endlich in seinen kreativen Möglichkeiten frei.

 

Die Benutzung

Hier gelten die typischen Stativtipps:
  • Spiegelvorauslösung an
  • Bildstabilisator aus (VR=Nikon/IS=Canon)
Zusätzlich gilt zu beachten:
  • Belichtung ohne Filter messen und bereits umrechnen + einstellen
  • fokussieren und Autofokus abstellen
  • Filter erst dann aufschrauben, da die Filter so dunkel sind, dass man nicht fokussieren kann
  • Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtungen an (bei Aufnahmen, die länger als 1" dauern, wird ein zusätzliches Dunkelbild mit dem ISO-Rauschen der Kamera aufgenommen und von der Bilddatei abgezogen, die Speicherzeit erhöht sich bis auf das 2x der Aufnahmezeit; Achtung: Bei zehn Minuten Belichtung können das gut und gerne zwanzig zusäzliche Minuten speichern werden), minimiert das Rauschen ungemein, muss nur einmalig eingestellt werden
  • Sucherabdeckung benutzen (meist mitgeliefert, kann, nachdem die Augenmuschel der Kamera abgenommen wurde, auf das Okular gesteckt werden), erhöht die Qualität des Bildes + Kontraste, da von hinten einfallendes Streulicht nicht die Belichtung stören kann
Für die Beabeitung ist wichtig:
  • Nicht zu stark entrauschen, es würde sonst albern aussehen, da das Foto ohnehin fast perfekt ist (niedrige ISO für möglichst lange Belichtungszeiten + Rauschunterdrückung der Kamera)
  • RAW-Dateien aufnehmen, um Farbkorrekturen vorzunehmen bzw. den Weißabgleich nachträglich zu ändern, da ND-Filter selten ohne Farbstich erhältlich sind (der Haida ND8 hat zum Glück keinen Farbstich und der Haida ND1000 einen leichten Stich ins Blaue)
Ich hoffe sehr, dass dieser Beitrag nützlich sein wird und danke allen, die bis hierher gelesen haben.
Viel Spaß bei den Langzeitbelichtungen & gut Licht!