26.12.14

How to: Langzeitbelichtungen mit ND-Filtern


Prinzipiell bedeutet eine Langzeitbelichtung nicht wesentlich mehr, als dass eine Kamera, länger als man sie verwacklungsfrei halten kann, auslöst. Mehr nicht.
Wenn die Bewegungsunschärfe beabsichtigt ist, wie zum Beispiel bei den "Mitziehern" aus dem Motorsport, kann man getrost auf das Stativ verzichten.

In allen anderen Fällen braucht man ein Stativ.

Es ist nicht zwanghaft nötig, man kann die Kamera auch auf einer Steinmauer, etc. ablegen, riskiert aber mögliche Verwacklungen, die die Schärfe mindern. Langfristig gesehen kommt man um ein Stativ nicht herum. Ich besitze nur ein sehr einfaches, klappriges Consumer-Manfrotto-Stativ, was aber bisher immer stabil genug war. Also keine Sorge, der Griff in den Geldbeutel muss nicht tief sein.

Kabelfernauslöser? Filter? Wofür?

Die meisten Kameras können nur bis zu 30 Sekunden belichten. Danach taucht "BULB" im Display auf, was bedeutet, dass man solange auslöst, wie der Sucher gedrückt ist.
Eines Tages kommt man an einen Punkt, an dem 30 Sekunden irgendwie zu wenig sind und man mehr Flexibilität möchte und vor allem die volle Kontrolle über die gesamte Belichtung, die ärgerlicherweise bei 30" aufhört. Klar, es ginge durch den Bulb-Modus theoretisch solange wie man drückt, aber will man >30" lang drücken? Kann man dabei 100% stillhalten? Nein.
Manche Kameras bieten die Möglichkeit, bei Beginn der Belichtung, mit Bulb auszulösen, und zum Ende der Belichtung, nochmal den Auslöser zu betätigen, um die Belichtung zu beenden. Das ist zwar besser, wird aber dennoch die Perfektionisten verzweifeln lassen, da auch hier Verwacklungen nicht ausgeschlossen sind.
Abhilfe verschafft ein Kabelfernauslöser. Bequem kann man in sicherem Abstand auslösen und per Arretierung oder digital vorgegebener Zeit den Bulb-Modus nutzen, ohne die ganze Zeit den Auslöser halten zu müssen.

Damit ist man in der Lage, die Kamera ungehindert lang zu belichten.
Allerdings hat man im Folgenden das Problem der zu hellen Umgebung. Gerade tagsüber bzw. bei "helleren" Situationen liegt die Belichtungszeit ohnehin unter einem Bruchteil einer Sekunde. Wer hier länger belichten möchte, benötigt sogenannte ND-Filter.
  • ND-Filter = Neutraldichtefilter, häufig auch "Graufilter
  • homogen grau, Ziel bei der Produktion: möglichst geringe Farbverfälschung bei Aufnahmen
  • dunkelt das Bild gleichmäßig ab
  • lässt nur einen Anteil des Ausgangslichts durch, der Anteil hängt von der Stärke ab

Ich besitze beispielsweise zwei Filter: den Haida ND1000 & Haida ND8 für den 67mm-Filterdurchmesser meines Weitwinkels. Das ND1000 bzw. ND8 gibt die Stärke des Filter an.
Es gibt noch andere Bezeichnungen der Hersteller (ND-Filter Tabelle Wikipedia), die ich außer Acht lassen werde, da sie genau dasselbe bedeuten, nur anders ausgedrückt.
ND1000 bedeutet, dass ich 1000x länger belichten muss, also nur 0,1% des Lichts zum Sensor in derselben Zeit gelangt und ND8 demzufolge, dass ich 8x länger belichte. Häufig spricht man auch von "Blenden" in der Fotografie. Eine Blende ist ein Bauteil des Objektivs, kann aber auch eine "Lichtblende" sein.
Dies sagt nur aus, dass das Licht verdoppelt bzw. halbiert wird.
Einmal abblenden, heißt halb so wenig Licht. Einmal aufblenden ist folglich die doppelte Lichtmenge.
Ein ND1000-Filter schluckt 10 Blenden und der ND8-Filter 3 Stück. D.h., wenn ich 1" Belichtungszeit habe und den ND8-Filter verwende, werden 1"*2*2*2=8" Belichtungszeit daraus.
Ich hoffe, das klingt nicht zu kompliziert, aber diejenigen, die den Artikel benötigen werden, werden sich ohnehin schon etwas auskennen müssen und zudem stehe ich für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Tagsüber lange belichten - na und?

Durch die Filter ist es sogar möglich 1/1000" auf 1" zu verlängern. Praktisch gesagt, kann man auch bei Sonnenschein lange genug belichten. Aber wofür braucht man das?
Wenn die Kamera ruhig steht und die Umgebung sich nicht bewegt, lassen sich durch die lange Verschlusszeit bewegende Elemente im Bild unscharf abbilden. Einsatzgebiete sind hier in der Regel:
  • Architektur: Fußgänger "verschwinden" lassen
  • Landschaft: Wasser oder Wolken verziehen
  • Kreative Möglichkeiten (Sekundenzeiger verschwinden lassen, etc.)


 ISO 100 ; f/8 ; 1. Bild: 1/320" ; 2. Bild: 25"

Ich schätze all dies sehr und benutze es gerne. Ich habe immer von den Filtern geträumt und sie mir diesen November endlich angeschafft. Tagsüber bietet sich der stärkere an, nachts der schwächere, obwohl ich bisher immer (mehr schlecht als recht) nachts ohne Filter klarkam. Wer richtig lange belichten will, braucht dann den Filter. Das ist mir sehr wichtig. ND-Filter sind kein Muss in der Fototasche, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Wer nicht gern lange belichtet, oder keine Geduld hat, dem werden die Filter schnell zur Last. Wer noch nie lange genug belichten konnte, sei endlich in seinen kreativen Möglichkeiten frei.

 

Die Benutzung

Hier gelten die typischen Stativtipps:
  • Spiegelvorauslösung an
  • Bildstabilisator aus (VR=Nikon/IS=Canon)
Zusätzlich gilt zu beachten:
  • Belichtung ohne Filter messen und bereits umrechnen + einstellen
  • fokussieren und Autofokus abstellen
  • Filter erst dann aufschrauben, da die Filter so dunkel sind, dass man nicht fokussieren kann
  • Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtungen an (bei Aufnahmen, die länger als 1" dauern, wird ein zusätzliches Dunkelbild mit dem ISO-Rauschen der Kamera aufgenommen und von der Bilddatei abgezogen, die Speicherzeit erhöht sich bis auf das 2x der Aufnahmezeit; Achtung: Bei zehn Minuten Belichtung können das gut und gerne zwanzig zusäzliche Minuten speichern werden), minimiert das Rauschen ungemein, muss nur einmalig eingestellt werden
  • Sucherabdeckung benutzen (meist mitgeliefert, kann, nachdem die Augenmuschel der Kamera abgenommen wurde, auf das Okular gesteckt werden), erhöht die Qualität des Bildes + Kontraste, da von hinten einfallendes Streulicht nicht die Belichtung stören kann
Für die Beabeitung ist wichtig:
  • Nicht zu stark entrauschen, es würde sonst albern aussehen, da das Foto ohnehin fast perfekt ist (niedrige ISO für möglichst lange Belichtungszeiten + Rauschunterdrückung der Kamera)
  • RAW-Dateien aufnehmen, um Farbkorrekturen vorzunehmen bzw. den Weißabgleich nachträglich zu ändern, da ND-Filter selten ohne Farbstich erhältlich sind (der Haida ND8 hat zum Glück keinen Farbstich und der Haida ND1000 einen leichten Stich ins Blaue)
Ich hoffe sehr, dass dieser Beitrag nützlich sein wird und danke allen, die bis hierher gelesen haben.
Viel Spaß bei den Langzeitbelichtungen & gut Licht!



3 Kommentare:

  1. Schöner Blog! (:

    Liebe Grüße
    http://invinciblenina.blogspot.de/

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  2. super informativer post, da ich auch gerne im bulb modus fotografiere aber das problem kenne, dass es schnell zu überbelichtet ist, weil die umgebung einfach zu hell ist. muss mir die filter unbedingt mal näher anschauen.
    liebste grüße,
    maze

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