23.06.13

Warum Analogfotografie? - Ein Plädoyer


In letzter Zeit habe ich mich ausgiebig mit dem Thema Analogfotografie beschäftigt und nachdem ich letztes Jahr meine erste analoge, die Nikon F80 kaufte, habe ich noch eine zweite, diesmal vollmanuelle Analogkamera gekauft. Die Minolta SR-T MC II.

Vielen Künstlern stellt sich die Frage, wieso analog fotografieren, wenn ich doch eine hochwertige Digitalkamera besitze? Dem möchte ich mich mit diesem Text widmen.

Das Gehäuse ist für Analogfotografen weitgehend egal. Es "hält" nur den Film. Wichtig sind Objektiv und Film. Je besser beide sind und zusammen harmonieren, desto besser sieht das Ergebnis aus.

Der wesentliche Unterschied zur Digitalfotografie ist, dass der Film einen weitaus höheren Dynamikumfang hat als die Digitalkamera. So werden durchaus bis zu 10 Blenden Lichtunterschied weggesteckt. Theoretisch kann man digital bis zu 6 Blenden Unterschied ausgleichen. Um noch mehr Dynamikumfang unter Kontrolle zu haben, muss man in RAW fotografieren, was zusätzliche 4-5 Blenden bringt. Allerdings tritt dann während der Bearbeitung ein unangenehmes digitales "Rauschen" auf.

Das Film-Korn (egal bei welcher Empfindlichkeit) dagegen, sieht weitaus natürlicher und angenehmer als das Digitalrauschen aus.

Der Bildlook (für mich ausschlaggebend) unterscheidet sich markant. So sind Farben und Lichteindruck bei der Analogfotografie wesentlich intensiver und brillanter, was man digital nur selten ohne Bearbeitung erreichen kann.

Die Ausschussrate ist weitaus geringer, wenn man analog fotografiert. Ich habe ca. 100 Bilder analog geschossen. Davon erscheinen mindestens 10 meinem kritischen Geschmack als sehr gut und ein Bild ist dabei, was ich als das beste Foto bezeichnen würde, dass ich jemals erstellt habe. Also 10% der Bilder sind sehr gut geworden.
Bei digitalen Aufnahmen gefallen mir von 500 ca. 50, wovon wiederum 25 brauchbar sind und ungefähr 12 übrig bleiben. Das entspricht 2,4% an guten Bildern.

Prinzipiell ist der Charme ein ganz anderer. Das Ergebnis lässt sich an der herkömmlichen Kamera zwar direkt betrachten, lässt aber auch ein fast industrielles Fotografier-Verhalten aufkommen.
Wenn ich weiß, dass ich das Bild sorgfältig durchdenken muss, drücke ich weniger unüberlegt ab.
Das gefällt mir.
Ich weiß von vielen anderen Fotografen, dass sie der Wartevorgang bis zum fertigen Bild stört. Mich persönlich stört dies nicht, sonder steigert eher die Spannung, aber das ist Ansichts- und Geschmackssache.

Ich hoffe, dass sich einige Menschen durch meinen Text, in ihrer als Analogfotografen bestätigt fühlen oder aber die Lust daran wieder entdeckt haben.
Allen, die sich die Mühe gemacht haben diesen Beitrag zu lesen, wünsche ich: "Gut Licht!" 

2 Kommentare:

  1. Hallo Franz,

    auch wenn ich persönlich ein Riesen Fan der analogen Fotografie bin, muss ich dir in einigen Punkten widersprechen.

    Die Zeiten, in denen digitale Sensoren nur 6-10 Blendenstufen Dynamikumfang vorweisen konnten, sind vorbei. Meine Nikon D600 hat laut dxomark.com Test sogar knapp über 14. Die D4s oder gar die Df sind ähnlich aufgebaut.

    Zu dem leisten die aktuellen Bildbearbeitungs Maschinen á la Lightroom, Photoshop CC & Co. erstaunliches, was dem digitalen Rauschen entgegen wirkt. Auch da hinkt der Vergleich, denn digitale Bilder, bzw. digitale Negative (RAW) werden immer bearbeitet. Sei es in der Kamera, um gleich als .JPG Datei herauszukommen oder eben final in der Bildbearbeitung am Rechner.

    ABER, der Punkt des Charmes trifft es 100%ig auf den Punkt. Ich würde sogar behaupten, dass analoge Fotografie ein Stück Lebensgefühl vermittelt, das es in der digitalen Welt einfach nicht gibt.

    So oder so, ich finde deine Artikel über die analoge Fotografie ganz toll. Mach weiter so! Ich denke, wir brauchen definitiv mehr davon in unserer digitalisierten Welt.

    VG, Ivan

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    1. Hallo Ivan,
      jetzt wo du es sagst, fällt mir ein, dass selbst meine kleine D5100 11 Blenden Dynamik hat. Du hast natürlich Recht,
      da habe ich unachtsam geschrieben.
      Ich bin froh, dass die analoge Fotografie immer noch so wichtig ist und Fans hat wie uns ;)
      Gut Licht!

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